Junge Frau auf dem Fahrrad am Weg zur Arbeit oder nachhause von der Arbeit
"Bei der Umsetzung einer Viertagewoche ist häufig mit Widerstand vom Management zu rechnen", sagt Johanna Schaller von PwC Österreich. Viele würden aber auch die Vorteile wie die gestiegene Zufriedenheit sehen.
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Von A wie Arbeitszeitreduktion bis Z wie zu wenig Personal – die Arbeitswelt steht vor großen Herausforderungen, und Lösungen sind gefragt. Wie heimische HR-Verantwortliche und Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen zu neuen Arbeitsmodellen stehen, beleuchtet eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Marketagent, die von PwC Österreich in Auftrag gegeben wurde. Ein zentrales Ergebnis: Zwei Drittel der 87 Befragten bewerten die Umsetzung von New-Work-Maßnahmen in ihrem Unternehmen positiv.

Insbesondere der Trend zum Homeoffice hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Das spiegelt sich auch in den Studienergebnissen wider. So geben die befragten HR-Verantwortlichen beinahe einstimmig an, dass Homeoffice (98 Prozent) neben Gleitzeit (92 Prozent) zu den gängigsten flexiblen Arbeitsmodellen in ihrem Unternehmen zählt. Die Vorteile liegen für sie auf der Hand: Nur 13 Prozent gehen davon aus, dass Mitarbeitende dadurch weniger produktiv seien, und lediglich ein knappes Viertel ist der Meinung, dass Kreativität und Emotionalität im Homeoffice verlorengehen würden.

Eine weitere Erkenntnis: Auch Sabbaticals und längere Auszeiten (52 Prozent) sind in der Arbeitswelt angekommen. Weniger umgesetzt werden derzeit hingegen noch Jahresarbeitszeitkonten, durch die in arbeitsintensiven Phasen mehr und in ruhigeren Phasen weniger gearbeitet werden kann (24 Prozent), sowie Jobsharing (23 Prozent) und Workation-Angebote (22 Prozent).

Unterschiedliche Ansichten

Eine besonders große Rolle spiele dieses Angebot bei Nachwuchstalenten – alle Befragten sind sich einig, dass die Attraktivität eines Unternehmens bei den Jungen sinkt, wenn keine flexiblen Arbeitsmodelle vorhanden sind. Gleichzeitig steigt die Wettbewerbsfähigkeit beim Angebot einer Viertagewoche. 62 Prozent sind der Meinung, dass sich eine kürzere Arbeitswoche für Unternehmen als Wettbewerbsvorteil durchsetzen wird. Hier stechen vor allem jene, die keine Personalverantwortung haben und zu den jüngeren Generationen (zwischen 18 und 39 Jahren) zählen, mit einer deutlich höheren Zustimmung von 74 Prozent hervor.

"Bei der Umsetzung einer Viertagewoche ist häufig mit Widerstand vom Management zu rechnen", sagt Johanna Schaller, Senior Managerin Workforce-Transformation bei PwC Österreich. Viele würden aber auch die Vorteile wie höhere Mitarbeiterzufriedenheit oder weniger Krankenstandstage sehen. "Tendenziell wird der Trend, dass Arbeitszeiten nach unten reguliert werden, fortgeführt. Das wird in Zukunft durch den Einsatz von KI immer leichter möglich sein, indem die Digitalisierung repetitive Arbeiten abnimmt und Arbeitenden Zeit spart", ist sich Schaller sicher.

KI als Chance

Gerade dem Einsatz von KI stehen auch die meisten Befragten positiv gegenüber. 87 Prozent geben an, dass sie KI als Chance für Arbeitende sehen. Weiters sind zwei Drittel der HR-Verantwortlichen und Führungskräfte der Meinung, dass KI die Arbeitsweise in ihrem Unternehmen komplett verändern wird. Unter fast allen herrscht zudem Einigkeit darüber, dass damit keine Bedrohung einhergeht.

"Es gilt, dieses positive Momentum und die Neugier der Mitarbeitenden auf KI zu nutzen. Damit neue Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben, jedoch auch wirklich sinnvoll und effizient eingesetzt werden, müssen Unternehmen ihre Mitarbeitenden entsprechend schulen", sagt Schaller. Investments in Digitalisierungs- und KI-Schulungen seien ihrer Einschätzung nach unerlässlich, um den Anschluss nicht zu verlieren und langfristig erfolgreich zu bleiben.

Viele Chancen

Der Ausblick in die Zukunft der Arbeitsweilt ist durchaus positiv. So zeigen sich sieben von zehn Befragten zufrieden mit den New-Work-Prinzipien in ihrem Unternehmen. Drei Viertel geben an, dass ihnen entsprechende Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, um mindestens eine New-Work-Maßnahme umzusetzen. Außerdem fühlen sich zwei Drittel von der Führungsebene unterstützt, neue Arbeitsmodelle einzuführen.

Mit Blick auf die Vorstellungen der Befragten von der Zukunft der Arbeitswelt stehen der Wunsch nach flacheren Hierarchien und mehr Eigenverantwortung sowie die Förderung der Work-Life-Balance an erster Stelle. Doch die Befragten sehnen sich auch nach mehr Mut zur Digitalisierung, insbesondere im Einsatz von KI. "Nur wenn neue Arbeitsmodelle etabliert und digitale Möglichkeiten vollkommen ausgeschöpft werden, können Organisationen den Fachkräftemangel überwinden, weiter wachsen und ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen", ist Schaller überzeugt. (red, 23.4.2024)