Die Welt der KI-Chatbots ist wieder um ein Exemplar reicher. Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat diese Woche sein neues Large Language Model (LLM) mit dem Namen Llama-3 vorgestellt. Es soll in Benchmarks mit ChatGPT 3.5 (also der kostenlosen Version) sowie den Mittelklasse-Versionen von Googles Gemini 1.5 und Anthropics Claude 3 mithalten können.

Der große Unterschied zu den genannten Modellen: Metas Llama ist Open Source. Der Code und die sogenannten Weights, vereinfacht gesagt die Verbindungen zwischen den künstlichen Neuronen, sind also öffentlich einsehbar. Wer das technische Fachwissen (und die notwendige Hardware) mitbringt, kann sich das Sprachmodell also direkt selbst laufen lassen, ohne dass Daten an Meta gesendet werden. Interessanterweise ist Meta damit offener als der ChatGPT-Entwickler, der das Open im Namen trägt.

KI-generiertes Bild von Roboter, der eine Zeitung hält
Dieses Bild wurde mit der KI Midjourney erstellt. Der Prompt lautete: "illustration of a friendly looking robot, presenting newspapers, looking at the camera. --ar 3:2"
Midjourney/Der Standard

Offene Modelle, offene Gewinnaussichten

Das heißt aber auch: Meta verdient - im Unterschied zu seinen Konkurrenten - zunächst kein Geld an Llama. Stattdessen will man mit der Open-Source-Strategie die Plattform kontrollieren, mit der andere Unternehmen ihre KI-Anwendungen bauen. In Zukunft will man diese Position wohl irgendwie monetarisieren.

Auch das französische Unternehmen Mistral, das von Ex-Meta-Mitarbeitern gegründet wurde, fährt eine ähnliche Politik. Inzwischen soll es bereits fünf Milliarden US-Dollar wert sein, wie diese Woche bekannt wurde. Doch Open-Source-LLMs zu veröffentlichen sei eine "teure Strategie, die in absehbarer Zeit keine Gewinne verspricht", schreibt Fortune. Immerhin hat Meta laut eigenen Angaben bereits Milliarden für KI-Chips von Nvidia ausgegeben.

Natürlich entwickelt Meta Llama nicht nur für andere. Denn das Modell soll nach und nach auch seinen Weg in Facebook, Instagram und Whatsapp finden. Nutzer könnten dann etwa in einer laufenden Konversation die KI aufrufen, um ein Restaurant in der Nähe zu finden – beide Gesprächspartner sähen die Ergebnisse. Auch eine Anbindung an Metas VR-Brillen ist geplant.

Holpriges Deutsch

Auf der Website Meta.ai kann die neue KI getestet werden. Der Chatbot hat auch Zugriff auf Informationen aus dem Internet und kann auch Bilder generieren – alles in allem erinnert das Interface verdächtig an Microsofts Copilot. Aus Österreich kann man auf die Website allerdings nicht zugreifen, sehr wohl aber über Chatbot-Aggregatoren wie Poe.com, die das Modell selbst hosten. Es ist ja Open Source.

Offiziell ist Llama-3 nur auf Englisch verfügbar. Zwar antwortet das Modell auch auf Deutsch, antwortet im Selbsttest aber in holpriger Grammatik und baut sogar zwischendurch Wörter aus Fremdsprachen in die Ausgabe ein.

Nicht nur Meta ist angesichts der KI-Entwicklungen zunehmend in Zugzwang geraten. Auch wenn künstliche Intelligenz natürlich nicht nur Sprachmodelle und Bildgeneratoren umfasst - den Hype befeuerten in den vergangenen Monaten vor allem genau diese Anwendungen. Getragen wurde er allerdings vor allem von Unternehmen, die nicht zu den großen Tech-Playern gehören.

Google baut um

Zumindest wenn man Microsoft mal außen vor lässt, das vor allem kräftig in andere KI-Unternehmen investiert. Wie diese Woche bekannt wurde, plant Microsoft etwa 1,5 Milliarden Dollar in die arabische KI-Firma G42 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zu investieren. Auch in OpenAI investierte Microsoft bereits früh, was nun die Kartellwächter der EU auf den Plan rufen könnte.

Jedenfalls will auch Google aufholen und baut deshalb groß um. Das Unternehmen strukturiert seine Abteilungen neu und führt die Bereiche Android, ChromeOS, Chrome, Google Photos sowie die Hardware-Entwicklung in einer gemeinsamen "Plattformen und Geräte"-Abteilung zusammen. Der bisherige Hardwarechef Rick Osterloh soll den neuen Riesenbereich leiten und Hardware, Software und künstliche Intelligenz so enger verzahnen. Ein Teil der KI-Forschungsabteilung wandert ebenfalls in seinen Bereich. Mit dieser effizienteren Struktur will man nach einigen Stolperern im KI-Rennen nun aufholen.

Eine gute Ausgangslage in einem Rennen der ganz anderen Art wollte sich meine Kollegin Antonia Rauth verschaffen. Sie hat ChatGPT nach einem Trainingsplan gefragt, um fit für den Vienna City Marathon am Sonntag zu werden. Teilnehmen kann sie leider nicht, da ihr eine Angina einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Welche Erfahrungen sie mit dem KI-Trainer gemacht hat und wie echte Coaches den Plan einschätzen lesen Sie hier. (Philip Pramer, 20.4.2024)