Innenminister Gerhard Karner bei Armin Wolf zu Gast in der
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei Armin Wolf zu Gast in der "ZiB 2"
Screenshot ORF

Im Zusammenhang mit der Affäre um den mutmaßlichen Spion Egisto Ott waren wir im falschen Film. Ginge es allein um den übertragenen Wortsinn der Redewendung, die eine völlig abwegige Situation meint, würde das wirklich niemanden wundern. Wir waren aber wirklich im falschen Film, indem wir Vergleiche zum Filmklassiker "Der dritte Mann" zogen und dabei den Hauptprotagonisten Harry Lime als "Spion" bezeichneten. Die historische Vorlage für den von Orson Welles gespielten Harry Lime war zwar der britische Agent Kim Philby. Lime dealte aber mit Penicillin und nicht mit Informationen. Für Egisto Ott gilt die Unschuldsvermutung, für Harry Lime nicht.

Auf die Unschuldsvermutung können wir auch wir uns nicht berufen, wenn es um die korrekte Bezeichnung eines Grenzübergangs im Norden des Gazastreifens geht. Dieser heißt Eres, auch Erez geschrieben, und nicht wie von uns fälschlich "Eretz" genannt.

Verwirrender als das Kanalnetz

Manche unserer Berichte sind verwirrender als die Wiener Kanalisation, um beim Bild "Der dritte Mann" zu bleiben. Wir verschickten Briefe mithilfe von "Luftdruck" durch Rohre in Gebäuden und Postämtern. Das wäre physikalisch gesehen eine richtige Sensation, treffender wäre gewesen, von Druckluft zu schreiben. Im Zahlenlabyrinth verirrten wir uns bei der Menge der zugelassenen Fahrzeuge der Marke BYD. Die betrug im ersten Quartal 682 Stück und nicht, wie von uns behauptet, 301.

Wir schickten Briefe per Luftdruck durch Rohre, meinten aber Druckluft.
Wir schickten Briefe per Luftdruck durch Rohre, meinten aber Druckluft.
Screenshot DER STANDARD

Am liebsten unterirdisch würden wir gehen, weil wir eine "türkis-schwarze Koalition" erfanden. Selbiges gilt für die "Klicks" und nicht Views, die wir auf Tiktok zählten, und für die falsche Angabe der Todesursache der Mutter von ORF-Sicherheitschef Pius Strobl.

Schlag ins Gesicht

Bei der Erderhitzung können wir gar nicht drastisch genug formulieren. "Im Februar wurde der August-Rekord abermals geschlagen", schrieben wir über die Temperaturen. Das ist zweifellos ein Schlag ins Gesicht des Weltklimas (so es eines hätte), Rekorde werden aber gebrochen. An der Tatsache ändert das freilich nichts.

Was man von einem Kommentar über den ORF nach dem Rauswurf des allzu ambitionierten Fitnesstrainers Philipp Jelinek nicht behaupten kann: "Ist Armin Assinger tatsächlich die einzige verfügbare Personalreserve, die das Vorgrätschen und Quizfragen beherrscht?", wollten wir vorwurfsvoll wissen. Gute Frage, ist er nicht. Assinger turnt nicht allein, er teilt sich den Job mit weiteren Fitnessgurus. Vergangene Woche erledigte etwa Newcomerin Conny Kreuter den Job. Dieses Mal ist Andi Goldberger dran, was wiederum die Grundfrage unseres Kommentars wieder eher unterstützt: "Steht der Küniglberg unter einem Neuerungsverbot?"

Auf korrekte Berufstitel legte Innenminister Gerhard Karner in einem "ZiB 2"-Interview wert. "Sie bestehen darauf, genau zu sein, daher bestehe ich auch darauf", sagte Karner. Recht hat er! "2017 wurde Egisto Ott unter dem damaligen Innenminister Wolfgang Sobotka suspendiert, was später durch das Verwaltungsgericht aufgehoben wurde", schrieben wir. Es war aber das Bundesverwaltungsgericht. Das Interview ist trotzdem sehenswert, hauptsächlich aufgrund der sich einstellenden Wirkung, nennen wir es den "Egisto-Ott-Effekt": Man wähnt sich beim Zusehen im falschen Film. (Doris Priesching, 23.4.2024)

"Vermurkst" ist die Fehlerkolumne des STANDARD.
Screenshot DER STANDARD